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Portrait

Oktober 30, 2008

Der SWR hat den Bericht über die Montagsdemo als Portrait über Jörg gestaltet und – gleich der erste Fauxpas – ihn als Peter Zimmermann angekündigt. Unser Jörg wusste auf alle provokanten Thesen des SWR die passende Antwort. Der Versuch, unsere Demo kleinzureden, war nicht zu übersehen, doch wie sagte es Jörg: Die Zeiten ändern sich! Beharrlichkeit zahlt sich aus und die drohende Wirtschaftskrise wird wieder mehr Menschen auf die Straße bringen.

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  1. günther E. Gerhold permalink
    Dezember 1, 2008 7:45 am

    TV makes the Superstar

    Montagsdemo Klappe 1 auf, die Erste… action. So könnte es am Montag 27.10.08 ab 18.00 Uhr auf dem Stuttgarter Schlossplatz zugegangen sein. Tat es aber nicht. Das ganze Prozedere lief dann doch gemäßigter ab. Großer Tag für kleine Demo.

    Im Rahmen der SWR 3 Sendereihe „Zur Sache Baden-Württemberg“ in der Moderation mit Clemens Bratzler, machte ein kleines Team des SWR –Fernsehens Aufnahmen und Interviews. Besonders im Mittelpunkt des medialen Interesses stand der Moderator der MoDe Stuttgart. Er war es, der in mehreren Stellungsnahmen, die Geschichte und den Verlauf der Stuttgarter MoDe und deren Beweggründe erklären musste.

    Die Vorgehensweise war (fast) wie immer, man wollte ja schließlich den Ablauf einer ganz normalen Montagsdemo präsentieren. Hie und da breitete sich aber doch Nervosität aus , was gelegentlich zu kleinen Versprechern führte. Angesichts der mangelnden Erfahrung mit dem Fernsehen im Allgemeinen und mit Live-Aufnahmen vor Ort im Besonderen, sicher eine durchaus entschuldbare Tatsache, Nobodys perfect. Erfahrungen mit der örtlichen Presse hatte man in den letzten vier Jahren seit er Existenz der Stuttgarter MoDe schon gesammelt. Zuletzt bei der 200. MoDe am 15.09.08. Das Fernsehen war jedoch noch nie dabei.

    Begonnen hatte man die MoDe an diesem Montag mit dem Montagsdemo-Rap, der von dem pensionierten Gewerbeschullehrer Rainer Weigand vorgetragen wurde. Wie bei einem Rap üblich wurden in einem Sprechgesang die Auswirkungen der Hartz-Gesetze angeprangert. Der Vortrag Weigands gelang diesmal besonders gut , flüssig mit lauter Stimme und mit der notwendigen Wut, dem Thema entsprechend.

    Danach eröffnete der Moderator das sogenannte „offene Mirkophon“ , bei dem die umstehenden Passanten sich zu tagesaktuellen Themen äußern können. Das Thema war schnell gefunden, es ging um die Bankenkrise, deren Auswirkungen und die maßlosen Abfindungen der Manager. Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackerman, wurde schnell zur meistgehassten Symbolfigur der Managergilde. Der ausufernde Kapitalismus und die Raffgier der Bankenchefs um Dividenden und Aktienkurse seien schuld an dem ganzen Desaster. Zudem kamen noch die Beteiligungen der Banken an amerikanischen Großbanken , die durch verlustreiche Geschäfte am amerikanischen Immobilenmarkt durch zu großzügige Kreditvergaben diese Bankenkrise weltweit überhaupt erst ausgelöst hatten. Hierzu äußerte sich ein ausländischer Passant in einem sehr erfrischend engagierten Redebeitrag, welcher mit reichlich Beifall belohnt wurde. Er heizte die Diskussion mit seiner temperamentvollen Art erst so richtig an. Peter Borgwardt von der MLPD sprach nochmals, rhetorisch perfekt , wie immer über die Nachteile des kapitalistischen Systems im Allgemeinen und pries den Sozialismus als einzig wahre Daseinsform an. Darüber kann man sicher geteilter Meinung sein . Die Wahrheit sieht der neutrale Betrachter wohl eher irgendwo dazwischen. Wohin der Sozialismus geführt hat, sieht man ja an der Geschichte der ehemaligen DDR, welche den Sozialismus zur Perversion getrieben hat und dann schussendlich in einer menschenverachtenden Diktatur und einem Überwachungsstaat geendet hat. Aber das ist die Meinung der MLPD und nicht unbedingt zwingend deckungsgleich mit der Ansicht der neutralen Mitstreiter der MoDe-Bewegung.

    In besonders überraschend positiver Form präsentierte sich eine kleine Gruppe Jugendlicher, die das „Schülerkomitee Stuttgart“ gegründet haben und auf die unnötigen Einsparungen im Schulwesen und den damit verbundenen verheerenden Auswirkungen hinwiesen. An ihnen spare die Stadt Stuttgart jeden Cent und für das Prestigeprojekt Stuttgart 21, welches in Stuttgart zunehmend immer mehr Gegner auf den Plan ruft, würde das Geld in vollen Händen aus dem Fenster geschmissen werden. Wohl alle Beteiligten empfanden die erstmalige Teilnahme junger Schüler, die auf angenehmste Art dann endlich mal wieder daran erinnerten, dass die Bankenkrise nicht das alles beherrschende Thema in der Welt ist, als wirkliche Bereicherung. Sie wiesen auf eine geplante Demonstration am 12.11.08 in Stuttgart hin, bei der es um die Anprangerung dieser Missstände geht. Die MoDe Stuttgart würde sicher gut daran tun, diese Aktion tatkräftig zu unterstützen. Wer Solidarität predigt, sollte sie auch in der Praxis umsetzen.

    Der Moderator der Mode Stuttgart lud sie ein, am 08.11.08 mit nach Berlin zur bundesweiten Großdemonstration der MoDe-Bewegung zu fahren. Insofern
    wurde auch dieses Thema wunderbar subtil zur Sprache gebracht. Es geht dabei um die alljährlich stattfindende Großdemo gegen Hartz IV und denSozialkahlschlag in der BRD, der durch die Regierung Gerhard Schröders im Rahmen der AGENDA 2010 eingeführt wurde. Das Beispiel mit den Jugendlichen zeigt sehr deutlich, wie wichtig es ist, sich im Kampf gegen Ungerechtigkeiten zusammen zu schließen. Es liegt im Interesse aller Gruppierungen, diesen Gedanken umzusetzen.

    Rolf Helfers aus Stuttgart – Feuerbach, neutraler Mitstreiter der MoDe Stuttgart und selbst Hartz IV –Empfänger verwies nochmals ausdrücklich auf sein Angebot, Leistungsempfängern bei der Bearbeitung von Anträgen und Widersprüchen selbstredend zu helfen und sie in Begleitgängen zu Jobcentern und Behörden zu unterstützen. Dies ist in der aktiven Hilfe von Hartz IV-Empfängern ein ganz besonders wichtiger Kernpunkt, der wesentlich mehr Bedeutung in der MoDe- Bewegung finden muss. Schließlich geht es ja gerade in der Hauptforderung der MoDe-Bewegung um
    diese Menschen und der Abschaffung der Umstände, in denen sie durch Jobverlust und Massenentlassungen leben müssen.

    Eberhard Schmid , ehemals Oberstudienrat , verwies als
    Mitglied von SI (Solidarität International ) darauf, wie wichtig
    der Austausch und die Unterstützung länderübergreifend ist
    und berichtete kurz von James Balao der als
    phillipinischer Aktivist seit mittlerweile mehr als 40 Tagen
    verschwunden ist.

    Phillip Schaaf , der junge Co-Moderator der MoDe Stuttgart berichtete abschließend noch kurz vom Regionaltreffen in Heilbronn der süddeutschen MoDe-Bewegung und deren Inhalte, Feststellungen und Beschlüsse.

    Zum Schluss kann man feststellen, dass der MoDe Stuttgart eine insgesamt sehr gelungene Präsentation ihrer seit vier Jahren bestehenden Bewegung gelungen ist. Als Teil einer bundesweiten MoDe-Bewegung verstand sie es geschickt , sich in der Präsentationen ihrer Themenvielfalt als eine über den Tellerrand hinausschauende Straßendemonstration darzustellen. Ob das Thema Bankenkrise , wenn auch gerade aktuell, nun als Hauptthema so wirklich geschickt gewählt war bleibt fraglich. Behördenschikanen, Zwangsumzüge und Medienhetze wären sicher näher am Puls der Betroffenen gewesen. Einen Hartz IV-Empfänger wird in seiner täglichen Sorge um das Überleben, was er am Monatsende noch essen soll und wie viele Flaschen er sammeln muss um am Monatsende noch ein Toastbrot kaufen zu können, die Bankenkrise herzlich wenig interessieren.

    Das allgemeine Publikumsinteresse der umstehenden Passanten war bei dieser MoDe durch die Dreharbeiten des Fernsehens um ein vielfaches größer, als sonst. Die MoDe-Bewegung muss zukünftig lernen, die Medien wesentlich mehr für sich zu vereinnahmen , da der allgemeine Trend ,abgesehen von ein paar Ausnahmen, in der Berichterstattung der öffentlich Rechtlichen momentan wieder mehr in Richtung Neutralität geht. Das lässt sich sehr deutlich an der Aufdeckung von immer mehr Missständen in den Politmagazinen erkennen. Dieser Trend kann sich auch wieder schnell ändern.

    MoDe Stuttgart GEG 10/08

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